Zusammenschluss von Highway to Hell(bachklamm) mit der Hellbachklamm

Am 4. Oktober 2022 gingen Patrick Zink und Michael Streiner mit dem Plan los, das Projekt „Highway to Hellbachklamm“ abzuschließen.

Vom Ende der letzten Begehung der Hellbachklamm am 24.9.2020 (wo wir die Markierung vom 24.12.1974 gefunden hatten) bis zum vermuteten Ringschluss sollten wenigen Haken und Seil reichen und auf dem Rückweg alles Material wieder ausgebaut werden können.

Nach mehreren Stunden durch die Engstellen des Highway to Hellbachklamm-Canyons waren wir endlich angekommen und blickten gespannt dem Wasser nach hinunter, wo zuletzt aufgrund von mangelndem Seil umgekehrt wurde und wo unten – hoffentlich – ein Steinmännchen stehen müsste welches Michael bei einer vorherigen Erkundungstour der Hellbachklamm am vermuteten Durchstieg hinterlassen hatte.

Fehlanzeige. Aber es sah verdammt ähnlich aus.
Wir bauten ein Seil ein, Patrick erkundete die Umgebung und alle engen Löcher nach unten von denen wir vermuten, dass fast alle zur sogenannten Himmelsstiege gehören müssen.

Unten angekommen war klar, dass das Steinmännchen von starkem Wasserfluss umgefallen sein musste. Wir waren in der Hellbachklamm angekommen!

Wie vermutet und geplant für den Tag.

Wir schlossen zwei Messzüge an unseren Messpunkt im Highway to Hellbachklamm an um einen gut markierten Messpunkt unten in der Hellbachklamm zu hinterlassen.

Glücklich stiegen wir wieder auf und bauten alles Material auf dem Rückweg wieder aus.

Es war eine elende Plackerei mit den 250-300 Metern Seil und 45 Laschen und Schraubgliedern durch alle Engstellen in den Canyons zu kommen.

Die Aufstiege am Seil waren der entspannte Teil dazwischen.

Zerstört und ausgelaugt kamen wir fast 12 Stunden nach verlassen der Hütte um 0:45 Uhr wieder dort an.

Ausflug in die Unterwelt

Ende März war es endlich wieder soweit: das erste Forschungswochenende des Jahres stand an! Zwar nur kurz, aber dafür um so intensiver. Nach der Entdeckung des Highway to Hell(bachklamm) ist das nächste Ziel daher, den gefundenen Raum („24.12.1974“) auch über die Hellbachklamm zu erreichen und somit einen Ringschluss zu vermessen. Dieser Bereich liegt in der sogenannten „Unterwelt“ – zum Zeitpunkt der Erforschung (Mitte der 70er Jahre) einer der tiefsten Bereiche der Mammuthöhle. Die Bezeichnung „Unterwelt“ fasst praktisch die gesamte unterste Ebene des zentralen Höhlenbereichs zusammen. Viele Wege führen dort hin: die abgelegensten über den „Mühlhoferdom“ (da hatten die Erstforscher noch Wegzeiten von über 30 Stunden!), die abenteuerlichsten über die „Schlucht des Grauens“, und der Schnellste wohl über den „H.W.F.-Canyon“ (danke an Lukas Plan für den Tipp!). Da wir Ende letzten Jahres bereits die Variante über den Dunklen Grund und die Schlucht des Grauens (der Ersterforschung folgend) eingebaut hatten, teilten wir uns in zwei Teams zu je drei Personen auf: ein Team nahm diese frisch eingebaute Route (Klaus Keppler, Bernd Mergler, Patrick Zink), das andere Team wollte die „Abkürzung“ über den HWF-Canyon suchen und einbauen (Michael Streiner, Uschi Trotter, Jörg Zimmermann).

So sind wir am Samstag (26.03.) um 10:30 gemeinsam in die Höhle gestartet, haben dann gleich nach dem Einstieg völlig unterschiedliche Wege genommen, sind aber um etwa 13:30 praktisch gleichzeitig (!) am Einstieg zur Hellbachklamm wieder aufeinander getroffen. Gemessen an den Dimensionen der Mammuthöhle und der Vielzahl der Wege war das schonmal ein absoluter Erfolg. Die Route über den Dunklen Grund (östlich der Schlucht des Grauens) führt erst eine Rampe entlang bergab, dann schräg am Seil in einen verzwickten Canyon mit drei weiteren kleinen Seilstrecken (je 3-5 Meter), bis man letztendlich über einen Zwischenboden rund 50 Meter in beeindruckende Hallen abfährt. Diese Strecke ist aber durchaus Stein- und Gatsch-Schlag-gefährdet und bietet bei größeren Gruppen nur schlechte Schutzmöglichkeiten.
Die andere Route (HWF-Canyon) ist da vergleichsweise langweilig: am Ende der „Spaltenhalle“ (bis dahin: Spazierweg) kriecht man am Seil gesichert in einen kleinen Durchschlupf, seilt rund 25m ab, dann eine kurze Rampe, nochmal knapp 15m, noch eine Rampe, nochmal 25 Meter. Insgesamt macht man dort etwa 65 Höhenmeter auf einer horizontalen Distanz von weniger als 50 Metern. Das unbestrittene Highlight ist aber die letzte Seilstrecke, welche in den etwa 50 Meter hohen „Weihnachtsdom“ mündet. Wir sind aus der Mammuthöhle ja bisweilen auch große Dimensionen gewohnt, aber das ist trotzdem beeindruckend!

Nach einer ausgiebigen Suppenpause starteten wir in den kalten und nassen Teil der Tour: auf in die Hellbachklamm. Während die Mammuthöhle bis dahin praktisch völlig trocken ist, geht’s hier einem wunderschönen, wasserführenden Canyon entlang immer leicht abwärts hinab. An der „Oskarkluft“ muss wieder einmal abgeseilt werden – und hier in der Ecke vermuten wir derzeit auch die Verbindung in Richtung Eiscanyon. Zuerst sind wir aber noch weiter bis zum „Teufelsauge“ gegangen – dort bildet der Bachlauf einen kleinen See, den einige der Gruppe akrobatisch überkletterten. Die „eigentliche“ Route der Ersterforscher führt an dieser Stelle übrigens etwa 5 Meter oberhalb des Wassers in einem höheren Canyon-Gang hinweg.

An dieser Stelle teilten wir uns dann neu auf: zwei Leute starteten schonmal in den Rückweg, die anderen erkundeten noch die Oskarkluft. Letztendlich wählten vier Teilnehmer den Rückweg über den HWF-Canyon, während zwei andere (namentlich Michi und Jörg) über die „Schlucht des Grauens“ ausgestiegen sind und dort tatsächlich gleich alle Seile (nass und teils verschmutzt) ausgebaut und rausgetragen haben – Respekt!

Am Sonntag (27.03.) stiegen Bernd, Michael, Patrick und der kurzfristig dazugestoßene Michael Nagl in den Eiscanyon ein, mit der Wunschvorstellung, letztlich über die Hellbachklamm aussteigen zu können. Allerdings wurde dieser Versuch von unnachgiebigen Eismassen jäh unterbunden.

Hier müssen wir offensichtlich zu einem wärmeren Zeitpunkt wieder kommen.

Insgesamt sind wir aber sehr zufrieden: wir kennen nun auch den Zustieg über den HWF-Canyon, haben eine konkrete Ahnung wo die Verbindung zum Eiscanyon sein könnte, die Seilstrecken über die Schlucht des Grauens sind wieder ausgebaut, und nicht zuletzt war es wieder einmal äußerst spannend die alten Befahrungsberichte zu lesen und deren Spuren zu folgen.

(Fotos: Michael Streiner, Bernd Mergler)

BOSCH Uneo – Pimp my drill

Eines unserer beliebtesten Werkzeuge ist die BOSCH Uneo – ein Schlagbohrer mit wirklich minimalem Gewicht und Packmaß. Durch die vielen Einsätze hat die Akkuleistung in letzter Zeit aber massiv nachgelassen. Zeit für einen Akkuwechsel.

Die Akkus sind bei dem alten Modell fest verbaut – gut für das Packmaß, schlecht für die Wartbarkeit. Aber die Maschine lässt sich auch ohne Spezialwerkzeuge und Anleitungen recht einfach öffnen. Wichtig ist nur, dass einem beim Schlagbohr-Antrieb nichts durcheinanderkommt.

Verbaut sind „ganz normale“ 18650 Lithium-Ionen-Zellen. Ursprünglich waren Zellen mit einer Kapazität von insgesamt 1,3Ah verbaut – Ersatz dafür gibt’s für rund 32 € zu kaufen. Aber inzwischen sind auch neue Hochleistzungszellen verfügbar (Samsung 30Q), die für nur 12 € Aufpreis sagenhafte 3,0Ah Leistung besitzen. Erfahrungsgemäß ist einem diese zusätzliche Leistung in einer Höhle wesentlich mehr wert. 😀

Eine direkt nach dem Akkutausch (und Aufladen) vorgenommene erste Probebohrung war aber sehr ernüchternd: die Maschine begann sofort zu stinken und zu rauchen, und schaltete ab. Ich rechnete mit dem Schlimmsten.

Aber: Problem war wohl „nur“, dass der Motor ziemlich verdreckt war (kein Wunder bei den Einsätzen). Also nochmal zerlegt, Motor ausgebaut (der liegt praktisch nur drin, geht also total einfach) und mit viel Liebe und noch mehr Druckluft so gut wie möglich gereinigt. Öffnen lässt sich der Motor nicht, somit sind die Kohlen übrigens auch nicht tauschbar (zumindest nicht dass ich wüsste).

Anschließend: neue Probebohrung, in einen 6cm Betonrandstein der gerade herumlag. Nach 45 Löchern habe ich abgebrochen – die Akkuleistung hat bis dahin zwar schon spürbar nachgelassen, aber die Maschine hätte weiterbohren können. Die Reparatur hat sich also gelohnt.

Filmtipp: „Das Riesending“

Und gleich noch ein Tipp um die Höhlen-Sehnsucht in der Coronasituation zu befeuern: die Reportage „Das Riesending“ ist ab sofort (bis 21.04.2022) bei ARTE zu sehen. Letztes Jahr lief dieser unter dem Titel „Das Riesending – 20.000 Meter unter der Erde“ im Kino, seit Dezember ist er auf DVD erhältlich.

Auch dieser Film ist eine klare „Empfehlung der Redaktion“ 😉

Displayreparatur Trimble Nomad

Für die Vermessung in der Höhle setzen wir seit vielen Jahren auf die extrem effiziente Lösung PocketTopo & Disto-X. Als PDA konnten wir damals auf eBay einen Trimble Nomad vergleichsweise günstig ersteigern. Dieses Gerät ist für rauhe Umgebungen entwickelt und hat sich in noch so widrigen Höhlensituationen bislang immer gut bewährt.

Bei der letzten Vermessungstour dieser Saison in der „Welterbespiralhöhle“ war es dann aber leider soweit: in einer blöden Engstelle wurde der Digitizer des Gerätes so beschädigt, dass eine Stifteingabe nicht mehr möglich war. Das TFT-Display an sich war noch in Ordnung, aber tiefe Kratzer hatten die Folie der Eingabeerfassung ruiniert.

Zum Glück war die Reparatur relativ einfach möglich. Zuerst einmal galt es das passende Ersatzteil zu bestellen. Zur Auswahl stehen in diesem Fall wahlweise ein komplettes Display (AliExpress, aktuell $35,74) oder lediglich der Digitizer (AliExpress, aktuell $8,59). Da das Display in Ordnung war habe ich nur den Digitizer bestellt.

Das Gerät muss dann natürlich komplett zerlegt werden. Der Trimble Nomad ist da angenehm wartungsfreundlich, mit üblichem Feinwerkzeug (u.a. TX9) ist das kein Problem. Bei der Gelegenheit kann man gleich alle Teile mal gründlich reinigen.

Am Ende hält man das Display in den Händen. Der Digitizer ist über vier Lötpunkte mit dem Display verbunden, die müssen zuerst entlötet werden. Zudem ist der Digitizer mit dem Display verklebt – zum Glück aber nicht vollflächig sondern nur umlaufend am Rand. Hierzu habe ich den Digitizer auf das auf 80° beheizte Heatbed meines 3D-Druckers gelegt, um den Kleber aufzuweichen. Mit einem Wolfram-Schneidedraht (in meinem Fall 0,034mm, kann aber auch etwas dicker sein) und Handschuhen habe ich den Kleber dann „durchschnitten“ und mit einem Metallspatel die Teile voneinander gelöst. Es ist übrigens nicht möglich, das ohne Schneidedraht herunter zu bekommen, die Glasscheibe des Digitizers bröselt sonst in tausende Einzelstücke.

Mit Reinigungsalkohol habe ich das TFT dann gereinigt und versucht möglichst viel der Klebereste zu entfernen. Anschließend wird der neue Digitizer aufgeklebt (auf die korrekte Position achten – das lässt sich nicht mehr korrigieren!). Der Rest geht dann wieder ganz einfach: die Leiterfolie des Digitizers wieder ans TFT anlöten, und alles der Reihe nach zusammenbauen. Zuletzt Display neu kalibrieren und freuen. 🙂

Höhlenforschung zum Anfassen (II)

Wie angekündigt fand Anfang August unsere Höhlenforschungs-Aktion ihm Rahmen des Internationalen Jahres der Höhlen und des Karstes (IYCK) statt. Den gesamten Samstag und Sonntag konnten wir den Besuchern der Schönbergalm bei herrlichem Wetter das Höhlenforschen an drei speziellen Stationen etwas näher bringen.

Bei der Station „Knotenkunde“ konnten die Interessenten mit einem Stück Seil unter Anleitung verschiedene Knotentechniken lernen. Für einen nachhaltigen Lernerfolg durfte das Seilstück und eine Anleitung sogar mit nach Hause genommen werden.

Die Aktion „Höhlentauchen“ in der Mutmam-Höhle hat auch überraschend vielen Erwachsenen riesigen Spaß bereitet. Sich nur auf den Tastsinn verlassen zu müssen und dabei eine unebene Wegstrecke an einem dünnen Faden mit verbundenen Augen zu meistern war für viele eine große Herausforderung und ein prägendes Erlebnis gleichermaßen.

Ein weiteres Highlight für viele Besucher war echte Höhlenforscher in Aktion zu sehen. An einem großen Felsblock direkt am Weg zur Eishöhle wurde die SRT-Technik erklärt und live vorgeführt.

Alles in einem war das ein gelungenes Wochenende, die intensiven Fragen und die Begeisterung in den Augen vieler Besucher sprachen für sich. 🙂

Höhlenforschung zum Anfassen

Am Wochenende des 07. und 08. August 2021 gibt es auf der Schönbergalm „Höhlenforschung zum Anfassen“. Im Rahmen des Internationalen Jahres der Höhlen und des Karstes (IYCK – International Year of Caves and Karst) erhalten Besucher an verschiedenen Stationen Einblicke in die Höhlenforschung.

Von technischen Themen (Seiltechnik und Sicherung) über praktische Knotenübungen bis hin zu spielerischen Erfahrungen als „Höhlentaucher“ richtet sich das Angebot an alle Altersgruppen.

Präsentiert werden die einzelnen Stationen aus erster Hand – von Höhlenforschern, welche die Höhlen am Dachstein derzeit auch aktiv erforschen.

Es ist keine Anmeldung erforderlich und es fallen keine zusätzlichen Kosten an.

BRIC4 – eine DistoX-Alternative?

Seit ein paar Tagen ist das BRIC4 Survey Tool verfügbar. Die technischen Daten sehen schon mal viel versprechend aus. Die ersten Android-Apps unterstützen es auch schon. Leider ist das Gerät gleich mal doppelt so teuer wie ein DistoX.

Specifications:

  • High precision and accuracy
    • Azimuth:  <0.10° precision, <0.20° accuracy
    • Inclination:  <0.08° precision, <0.15° accuracy
    • Distance:  1 mm precision, 3mm accuracy
  • Redundant accelerometers and magnetometers to detect calibration drift, malfunctions, and magnetic gradients that could affect measurement accuracy.
    • 2x Murata SCA3300-D01 MEMS industrial accelerometers
    • 2x PNI RM3100 magneto-inductive magnetometers
    • Advanced error-detection prevents bad measurements.
  • Egismos LDK-M2 Laser Rangefinder, 100m (328 ft) range
  • Waterproof and shockproof ruggedized construction.
    • IP-67 rating, conformal-coated PCBs, waterproof buttons
    • Rubber mounted sensor assembly.
    • Screen protector on case window.
  • Bluetooth LE for instrument control and measurement transfer
    • Compatible with TopoDroid, CaveSurvey, and soon SexyTopo
    • Note:  Requires Bluetooth Low Energy capable hardware on client, Bluetooth 4.0 or greater.
  • Easy, quick, and robust integrated calibration on device; no external hardware required.
    • 15 minutes for full calibration. 
    • 3 minutes for quick azimuth calibration
    • Calibration report auto-generation
  • 1800 mAH lithium-polymer non-magnetic battery
    • USB mini charging
    • Estimated 100 hours of normal use (100 shots/hour)
  • Intuitive user-friendly interface:
    • Large 128×64 backlit display.
    • Displays last 5 shots, battery level, temperature, time, and Bluetooth status
    • 1 external button for regular operation, Left/Right-handed accessible.
    • 4 internal soft-keys for settings, calibration, and other functions.
    • Piezo-buzzer for audio feedback.
  • 8GB industrial SD card for measurement storage and calibration reports, accessible through USB.

https://github.com/kfausnight/BRIC4_v1

Hier erhältlich:
https://www.caveexploration.org/gear/bric4

Nachtrag

Ein erster Vergleich von DistoX, SAP und BRIC4:
https://ia601403.us.archive.org/10/items/disto-xsap-bric-20200302/DistoXSapBric-20210329.pdf

https://www.bricsurvey.com/

Neuland im Eiscanyon

Während der Neujahrs-Forschungswoche im Januar 2015 warfen einige Mitglieder aus reiner Neugier einen Blick in den Dreiteiligen Abgrund der Mammuthöhle. Dieser ist recht bequem erreichbar (genau das Richtige für kurz nach Neujahr), und im Plan von 1991 („Teilplan Feenpalast“ – W.Hartmann et. al.) fanden sich doch einige einladende Fragezeichen:

Ausschnitt Teilplan Feenpalast (W. Hartmann, 1991)

Nicht zuletzt hofften wir aufgrund des drastischen Rückgang des Eises in den letzten Jahren auf neue Öffnungen zu stoßen. Mangels Seil konnten wir aber gar nicht ganz absteigen, es reichte lediglich für die Erkenntnis, dass es da unten zackig kalt ist. So sollte es ziemlich genau fünf weitere Jahre dauern, bis wir endlich im Januar 2020 einen erneuten Vorstoß unternahmen. Wir teilten uns in zwei Teams auf: Dirk und Klaus bauten dem „großen“ Canyon NW folgend Seile ein und prüften den dort als zu schmal markierten Endpunkt, die restliche Truppe (Michael, Silke und Sofia) zwängte sich durch den wesentlich engeren Canyon im Norden.

Während also Dirk und Klaus etwas ratlos an dem Endpunkt im Nordwesten standen und überlegten, wie man den Durchstieg erweitern könne, erklangen aus dem selbigen plötzlich die Stimmen der anderen drei. 😀 Ironie des Schicksals: dort kamen die ohne Seil nicht mehr weiter, während Dirk und Klaus auf etlichen Metern Seil sitzen geblieben sind.

Tags drauf stiegen Michael, Silke und Sofia erneut in den Eiscanyon ein und vermaßen die erste Strecke. Am 26. Juli 2020 vermaßen Michael und Patrick in einer weiteren Tour den Eiscanyon und mussten schließlich aufgrund erneuten Seilmangels umkehren.

Am 23.09.2020 folgte die nächste Tour. Der direkte Einstieg in den Eiscanyon ist äußerst anspruchsvoll (man zwängt sich leicht in die Knie gebeugt einen gerade körperbreiten Canyon entlang, der 2x um 90° abknickt und lässt sich danach in ein ebenfalls körperbreites Loch nach unten rutschen – so schmal dass ein Arm nach oben gestreckt bleiben muss… nicht jedermanns Sache). Um die Befahrung auch „breiteren Bevölkerungsgruppen“ zu ermöglichen 😉 versuchten Carsten und Klaus die Verbindung über den nordwestlichen Canyon mittels Treibkeilen zu erweitern, während Michael und Daniel dem Eiscanyon weiter folgten, Seile einbauen und vermaßen.

Ob der Durchstieg via NW klappen wird ist derzeit noch unklar, der dortige Canyon mündet in einen knapp noch nicht erreichbaren Raum, von dem aus eventuell eine weitere Spalte zu bezwingen ist bevor man mit dem Bachlauf des nördlichen Canyons zusammentrifft. Die Arbeiten sollen aber fortgesetzt werden.

Michael und Daniel stießen am Ende ihrer Tour auf einen Raum, in dem an einer Wand mit einer Art Wachsfarbe die Markierung „24.12.1974“ angebracht war. Bingo.

Zurück auf der Hütte ergab ein Blick in den Plan, dass diese vermutlich auf die Hellbachklamm gestoßen sind. Weihnachten 1974 fand dort eine von mehreren Expeditionen mit dem Ziel eines „einfacheren“ Zustiegs in die Unterwelt statt (siehe Höhlenkundliche Mitteilungen 6/1975, Seite 15ff – äußerst lesenswert!), auch der „Weihnachtsdom“ verdient seinen Namen offenbar dieser Tour. Der Abschnitt zwischen dem Eiscanyon und der Hellbachklamm wurde somit „Highway to Hell(bachklamm)“ getauft.

Am 26.09.2020 starteten wir also in ein neues Projekt: der Hellbachklamm flußabwärts (von Süden nach Norden) folgen um die zuvor entdeckte Markierung zu finden und so die Verbindung mit dem Eiscanyon bzw. Dreiteiligen Abgrund zu bestätigen. Am Vorabend besorgten wir uns möglichst viele der alten Befahrungsberichte und beschlossen, über das Edelweißlabyrinth und das Labyrinth der Verzweiflung in die Schlucht des Grauens abzusteigen. Klingt doch irgendwie total einladend, oder? 😀

Carsten, Michael und Klaus stiegen gegen 11 Uhr also auf eine „kleine Erkundungstour“ ein. Die alten Meßpunkte der Expedition waren zum Glück teils überdeutlich markiert. Nachdem wir insgesamt 10 Anker eingebaut hatten und rund 100m am Seil abgestiegen waren, stießen wir auch auf den ersten Metallstift der Erstforscher in einer Wand. Respekt. So wird einem auch wieder bewusst, was für einen Luxus so eine Akkubohrmaschine doch darstellt.

Sicherungstechnik im Wandel der Zeit…

Aktuell endet unser Einbau inmitten eines beeindruckenden Canyons mit einer Höhe von geschätzt 50 Metern (davon noch 15-20m bis zum Grund), am Umkehrpunkt öffnet sich der Canyon zu einer breiten Halle mit starkem Wasserrauschen. Vom Einstieg ins Edelweißlabyrinth bis hierhin ist man jetzt nur noch knapp über eine Stunde unterwegs.

Uschi und Daniel sorgten derweil dafür, dass wir es im Winter auf der Hütte warm haben können und schlichteten eine Unmenge Holz um. Umrahmt wurde der letzte Forschungstag dieser Woche durch einen kräftigen Wintereinbruch.

Wintereinbruch

Fortsetzung folgt. 🙂