Schneebläser-Biwak

Unser derzeit anspruchsvollstes Forschungsobjekt ist der Schneebläser. In der 2015 entdeckten Höhle hatten wir bislang rund 450 Meter vermessen, bei der letzten Tour sind Dirk und Michael während eines Vorstoßes mitten in einem freien Canyon schlichtweg aufgrund der nahenden Alarmzeit umgedreht – „open end“.

Das Problem am Schneebläser ist die Zeit. Am einfachsten ist der Zustieg über die Bergstation der Krippenstein-Seilbahn (von dort etwa 1 Std. Zustieg). Auch der Rückweg ist so herum am einfachsten, die Alternative wäre ein Abstieg mit Durchquerung der Mammuthöhle (ca. 2,5 Std). In der Höhle wiederum benötigt man in einer kleinen flotten Gruppe rund 3 Stunden bis zum aktuellen Vermessungs-Ende, und zurück aufgrund der vielen Seilstrecken über 4 Stunden. Alles in einem also rund 9 Stunden.
Die Seilbahn-Betriebszeiten ermöglichen im Sommer ganz knapp eine große Tour, viel Zeit für weitere Forschung bleibt dann aber nicht. In der Höhle wiederum findet sich bislang auch kein nur annähernd bequemer Ort für ein Biwak: entweder kriecht man auf allen Vieren durch eine schmale Etage des bis zu 15 Meter hohen Canyons, oder man darf sich in bisweilen ziemlich nassen Halle abseilen.

Um nach längerer Zeit nun endlich mal wieder was „reißen“ zu können haben wir daher beschlossen, eine ausgedehnte Höhlentour durch ein abschließendes Biwak vor dem Höhleneingang zu entschärfen.

Am Sonntag, 01.10.2023 fuhren Dirk W., Patrick Z. und Klaus K. kurz nach 10:00 mit der Seilbahn bergauf und stiegen anschließend relativ gemütlich zum Schneebläser ab – jeweils mit kompletter Höhlen- und Biwakausrüstung sowie Werkzeug & Material auf dem Rücken eine ganz schöne Plackerei. Nach dem Aus- und Umpacken sowie Anschlazen ging es gegen 12:00 in den Schneebläser. Für Patrick war es die erste Tour dort hin, während Klaus bei der geschätzt zehnten Tour noch immer nicht mit dem sogenannten „Ladies-Only-Canyon“ warm wird. Die Engstelle kommt gleich ganz am Anfang (keine 20 Meter tief drin), aber wer da falsch durchrutscht, verkeilt sich in einer nach unten zulaufenden Spalte. Nicht schön.
Immerhin wird’s danach wieder größer: rund 60 Meter Abseilstrecke in drei Stufen – im Juli erst hatten Dirk und Klaus dort die Seilführung überarbeitet.

Angekommen in der „Regenhalle“ (der Name ist Programm) geht es dann direkt in einem Canyon weiter, der ab hier den gesamten Weg prägt. Über etwa 10 weitere Abseilstrecken (je 5 bis 20 Meter) gelangt man über den „20-Meter-Schacht“ (naja, etwas unkreativ) und die „Regenhalle 2“ (genauso unkreativ) ins aktuelle Neuland. Während Patrick und Klaus vermaßen, überarbeitete Dirk einen Seileinbau und suchte an einer Engstelle nach Umgehungsmöglichkeiten.
Die Freude beim Vermessen war groß, da gleich nach der diesmal relativ trockenen „Regenhalle 2“ erstmal ein fast 10 Meter langer, bequemer und schnurgerader Gang anschloss. So macht Vermessung Spaß. Da uns die Höhle aber überhaupt nichts gönnen will, endete die Vermessung in einem völlig sadistischem Canyon-Zickzack mit teils unter 2 Metern Zuglänge.

In rund drei Stunden Vermessung konnten wir der Höhle rund 60 weitere Meter abringen und haben damit die 500-Meter-Grenze deutlich geknackt. Am aktuellen Endpunkt hindert ein Versturz im Canyon das „bequeme“ (ha, ha!) Vorankommen, Dirk und Patrick haben aber bereits eine erste Umgehung erforschen können.

Gegen 20:00 gab’s dann Abendessen, bevor wir uns auf den Rückweg machten. Um 02:00 krochen wir erschöpft aber glücklich ins Freie, kochten in einer sternklaren und überraschend warmen Nacht noch ein paar Süppchen, bevor wir gegen 04:00 in die Schlafsäcke krochen. Die Sonne weckte uns dann bereits gegen 07:30 – „der kürzeste, aber erholsamste Schlaf“ laut Dirk. Nach einem kurzen Frühstück und wieder schwer bepacktem Aufstieg unter gnadenloser Spätsommersonne freuten wir uns um so mehr auf das wohlverdiente Radler auf der Bergstation.

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